13.5.08

ROCKEFELLERS FAMILIENMÄRCHEN -- EUGENIK FÜR ANFÄNGER

Die selbstgerechten Reichen


Rockefellers Familienmärchen


Von SHARON SMITH

http://www.counterpunch.org/sharon05082008.html

08. Mai 2008

[frei übersetzt von http://www.propagandaschock.blogspot.com]


Am 30. April strömten Reporter zu einer Dachwohnung in einem Hotel in der Mitte Manhattans, wo 15 Vertreter der Rockefeller Dynastie Gericht abhielten. Dort straften Rockefellers den Ölgiganten Exxon-Mobil, weil er beim investieren in „Alternative Energien“ versagte. Sie beriefen sich hierbei auf ihre moralische Autorität als die ältesten Aktienbesitzer von Exxon-Mobile.


Die Sprecherin der Familie, Neva Rockefeller Goodwin, erinnerte scheinheilig an das Vermächtnis ihres Großvaters, John D. Rockefeller, Gründer von Standard Oil und Begründer des Familienvermögens. „Kerosin war die alternative Energie zur damaligen Zeit als er feststellte, es könnte Walöl ersetzen“ argumentierte sie. „Teil von John D. Rockefellers Genialität bestand in der frühen Feststellung des Bedürfnisses und der Möglichkeit eines Überganges hin zu einem besseren, billigeren und saubereren Treibstoffes.“


Aber die Entrüstung der heutigen Rockefeller Generation – welche ihren eigenen exorbitanten Reichtum von Standard Oil, Exxon-Mobiles Muttergesellschaft, erbte – zielt mehr darauf ab, die fortlaufende finanzielle Gesundheit der Treuhänderfonds der Familie zu sichern, als auf Sorgen um die Zukunft der Weltbevölkerung. Peter O´Neill, Urgroßenkel von John D. Rockefeller, auf kommentierte auf der Pressekonferenz „Ich habe unglaublich viel Respekt davor, was die Firma alles gut gemacht hat. Wenn in den nächsten 20 Jahren der Energiewirtschaft alles bloß um Öl und Gas ginge, würden wir heute vielleicht gar nicht hier sein.“


Nichtsdestotrotz beschreiben die Massenmedien die Rockefellers gehorsam als besorgte Umweltschützer. Die New York Times hatte die Überschrift „Können die Rockefeller-Erben Exxon grüner machen?“ Nachrichtenkanäle zitierten frei von Rockefellers Pressemitteilung, welche John D. Rockefeller als „einen der ersten großen Philanthropen in der USA und in der Welt“ und die Aufgabe der familieneigenen Rockefeller Foundation als „das Wohlbefinden der Menschheit überall auf der Welt fördernd“ beschrieb.


Das oben ausgeheckte Familienmärchen verlangt einen Gegenbeweis. Standard Oil war der erste Ölmonopolist in der Welt und Rockefellers Gier war unersättlich. Tatsächlich ist das Vermächtnis der Rockefeller Familie aufs Engste verwoben mit der gegenwärtigen Abhängigkeit der USA vom Öl und von Autos. Des Weiteren beinhaltet die Verfolgung des „philanthropischen“ in der Familie eine absonderliche Gewichtung hinsichtlich der Absenkung von Geburtenraten der schwarzen und braunen Bevölkerungsgruppen in der Welt das gesamte 20. Jahrhundert hindurch, was die Absurdität ihrer Behauptung das Wohlergehen der Menschheit zu fördern besonders hervorhebt. Journalisten der Massenmedien könnten diese widerwärtigen Aspekte der Familiengeschichte leicht aufdecken aber berichten stattdessen Rockefellers selbstzensierte Version, mit all ihren strahlenden Auslassungen.


In der Tat steht das selektive Erinnern der Familie an ihren Patriarchen, John D. Rockefeller, als einem heiligen Philanthropen in scharfem Kontrast zu seiner Rolle eines skrupellosen Kapitalisten im 19. Jahrhundert. „Gott gab mir Geld“ sagte er. „Ausgestattet worden mit der Gabe die ich besitze, glaube ich, ist es meine Pflicht Geld zu machen und noch mehr Geld und dieses Geld was ich mache zum Wohle meiner Mitmenschen zu nutzen so wie es mein Bewusstsein mir diktiert.“


Rockefellers Bewusstsein diktierte ihm offensichtlich nicht seinen Beschäftigen mehr als einen Hungerlohn zu zahlen. Seine Verehrer loben ihn dafür, dass er Benzin für den durchschnittlichen Amerikaner bezahlbar gemacht hat, und er es war in der Tat sein Ziel große Mengen an „billigen und guten“ Benzin für den Massenverbrauch zu produzieren. Er senkte den Preis für Benzin von 58 Cents auf 8 Cents pro Gallone. Aber er erreichte sein Ziel durch rücksichtsloses Aufsprengen der Gewerkschaften und die Anstellung von Privatsöldnern um Arbeiter zu zerschlagen, die es wagten zu streiken und höhere Löhne zu verlangen.


Die Privatarmeen der Rockefeller gehörenden Colorado Fuel & Iron Rockefeller war eine halsabschneiderische Unternehmung, die ihr Ölmonopol in den Jahrzehnten nach dem US-Bürgerkrieg aufbaute und dabei Methoden verwendete die mehr mit Bestechung, Erpressung und Hinterhältigkeit einer Mafiafamilie zu tun hatten, als mit denen eines ehrlichen Vorreiters. So behauptete er einmal: „Ich würde eher lieber 1 % von den Leistungen von 100 Menschen verdienen als 100 % meiner eigenen Leistung.“ Dieses Credo machte ihn zum reichsten Menschen in der Welt.


Da er mit diesen Methoden im Stillen seine kleineren Öl-Mitbewerber aufkaufte, geriet Rockefeller in geheime – und illegale – Vereinbarungen mit Eisenbahnmagnaten, die seinem wachsendem Öl-Monopol Rabatte und nicht in den Büchern erscheinende Ermäßigungen gaben, was es leicht machte kleinere Raffinerien aus dem Geschäft zu drängen. Ab 1879 kontrollierte Standard Oil 90 % des Ölraffineriegeschäfts in den USA. Als das höchste amerikanische Gericht Rockefeller schließlich dazu zwang Standard Oil als monopolistische Großfirma aufzulösen, war der Schaden schon geschehen. Eigentlich verdoppelte die Zerschlagung den Wert seiner Aktien und wurde zur Geburtsstunde von Esso und Mobil (heute Exxon-Mobil), Arco und Amoco (heute BP), Pennzoil (heute Shell), Chevron und Conoco. Rockefeller verbrachte die ihm verbleibenden Jahrzehnte mit Golf.


Neben einer Maschine für Öffentlichkeitsarbeit, welche routinemäßig die Familiengeschichte retuschiert, haben John D. Rockefellers Nachfahren glücklich die Tradition des skrupellosen Raubrittertums fortgeführt. Diese Erben brauchten nie auch nur einen Tag in ihrem Leben arbeiten zu gehen und konnten sich das Beste von allem, was man für Geld kaufen kann, leisten. Der Name Rockefeller sichert jeder Generation einen zehnstelligen Treuhandfond zu und einen garantierten Platz an einer Eliteuniversität, ermöglicht durch großzügige Spenden der Familie Rockefeller. Die vielen Kapellen, Bibliotheken, Museen und andere Gebäude die den Namen Rockefeller auf privaten Campus überall in den USA tragen, zeugen von dem eigennützigen Ansatz des Verschenkens von Zuwendungen. Erst kürzlich hat der frühere Vorsitzende, Präsident und Geschäftsführer der Chase Manhattan Bank und frühere Vorsitzende des Vorstandes der Rockefeller Gruppe, David M. Rockefeller Senior, der Harvard Universität die Rekordsumme von 100 Millionen US-Dollar gespendet, wobei er seine Erinnerungen als Teil des Jahrganges von 1936 zitierte.


Absichtlich – und obwohl den Rockefellers trotz ihrer zentralen Rolle dafür nie Schuld angelastet wurde – zerstörten sie das riesige Straßenbahnwagensystem, welches die US-Städte vor 1940 beherrschte und dabei stieg die Abhängigkeit der Stadtbewohner von Autos und mit Benzin angetriebenen Buslinien. Noch als Rockefellers Standard Oil of California schloss man sich mit General Motors, Firestone Tire und Philip Petroleum zur National City Lines holding company zusammen, die zwischen 1936 und 1950 mehr als 100 Straßenbahnlinien in 45 Städten aufkaufte und zerlegte (darunter New York, Detroit, Baltimore, Philadelphia, St. Louis, Salt Lake City, Tulsa, Minneapolis und Los Angeles).


1949 wurden diese Firmen, welche beschuldigt worden sich verschworen zu haben die Transportsysteme zu monopolisieren, freigesprochen. Eigentlich wurde den Firmen hinter der National City Lines jeweils eine Strafe von nur 5.000 USD auferlegt, während jeder ihrer Geschäftsführer nur 1 USD zahlte, ein kleiner Preis den sie für den profitablen Geldregen zu zahlen hatten, an dem sie sich in den kommenden Jahrzehnten erfreuten. Der Kongress opferte Steuergelder um die riesige Autobahninfrastruktur zu bauen, welche das reisen mit Autos in den 50ern anfachte, während die bundesstaatlichen Investitionen in den öffentlichen Verkehr oder Eisenbahnnetze zum Stillstand kamen. „Ab Mitte der 60er Jahre war eines von sechs Unternehmen direkt von der Automobilindustrie abhängig.“ wie Noam Chomsky feststellte.


Keine Rockefeller Familiengeschichte wäre komplett ohne die zentrale Rolle bei der Gestaltung der Politik der Bevölkerungskontrolle im 20. Jahrhundert hervorzuheben, die ausdrücklich darauf abzielte, den Geburtenraten nicht hellhäutiger Bevölkerungsgruppen Einhalt zu gebieten. Beginnend ab 1910 flossen Gelder der Rockefellers in Organisationen, wie die Race Betterment Foundation (Rassen Besserungs Stiftung) und die Abteilung für Eugenik der American Breeders Association, welche die Eugenikbewegung – die „Wissenschaft“ von der „Verbesserung der Vererbung – anführten. Diese Organisationen, die auch durch die aufrechten Carnegie, Harrimann und Kellogg Familien gefördert wurden, finanzierten Akademiker, die behaupteten, das Diejenigen auf der Spitze der sozialen Leiter ihre rassische Überlegenheit bewiesen hätten, während Diejenigen am unteren Ende biologisch nicht in der Lage wären Erfolg zu haben. Die Eugenikbewegung ermutigte „überlegene“ Rassen einander zu heiraten und sehr viele Kinder zu bekommen, während sie Zwangssterilisationen, Rassentrennung und Deportationen von Immigranten, welche sie als „ungeeignet“ erachteten sich fortzupflanzen, förderten.


Die „überlegenen“ Rassen, welche so von der Eugenikerbewegung verehrt wurden, waren „Nordisch“ mit blonden Haaren und blauen Augen und so gewann die Bewegung auch bald einen Bewunderer in Adolf Hitler. In „Mein Kampf“ von 1924 bemerkt Hitler: „Es gibt heute einen Staat in welchem wenigsten schwache Anfänge in Richtung eines besseren Konzepts (der Einwanderung) zu verzeichnen sind. Natürlich es ist nicht unser Vorbildstaat der Deutschen Republik sondern die Vereinigten Staaten.“ Bis 1920 hatte die Rockefeller Foundation bereits hunderttausende von Dollars zur Verfügung gestellt um Eugenikforschung in Deutschland zu fördern; alleine in 1929 gingen 317.000 USD an Rockefeller Geldern zum Kaiser Wilhelm Institut für Gehirnforschung, so Edwin Black im San Francisco Chronicle in 2003. Obwohl die Rockefellers alle Förderungen von der deutschen Forschung beim Aufkommen des Zweiten Weltkrieges zurückzogen argumentiert Black: „Ab diesem Zeitpunkt waren die Würfel bereits gefallen. Die talentierten Männer Rockefeller und Carnegie finanzierten, was bei der Gründung großartiger Institutionen half und die Wissenschaft, welche sie mithalfen zu schaffen, entwickelte ein ganz eigene Eigendynamik.“


In den 30er Jahren waren die Kräfte der Zwangssterilisation in den USA ebenfalls in Bewegung. Im Jahre 1932 wurden in 27 Bundesstaaten Gesetze erlassen, die Zwangssterilisationen „der geistig schwachen, verrückten, kriminellen und physisch beschädigten“ anordneten. 1939, so die Historikerin Dorothy E. Roberts, „plante“ die Birth Control Federation „ein Neger Projekt, konzipiert die Fortpflanzung Schwarzer zu begrenzen, `welche sich sorglos und desaströs vermehrten, mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Neger anstieg – noch mehr als unter Weißen – und zwar von der Gruppe, der am wenigsten intelligenten und passenden, die am wenigsten in der Lage waren Kinder ordentlich aufzuziehen.´“ 1974 stellte ein Gericht in Alabama fest, dass zwischen 100.000 und 150.000 arme schwarze Teenager alleine in diesem Bundesstaat sterilisiert worden waren.


Nach dem Zweiten Weltkrieg, richteten die Bevölkerungskontrollagenturen ihren Focus auf Übersee. In den 60er Jahren spielte die von den Rockefeller massiv geförderte Planned Parenthood Foundation eine Schlüsselrolle bei Zwangssterilisationsprogrammen, welche auf Bevölkerungen der Dritten Welt abzielten. Bis 1968 ist ein Drittel der Frauen im gebärfähigen Alter in Puerto Rico – zu diesem Zeitpunkt noch ein US-Kolonialgebiet – dauerhaft sterilisiert worden, oftmals ohne ihr Wissen oder Zustimmung. Rockefeller geförderte Programme sterilisierten zwischen 1963 und 1965 40.000 Frauen in Kolumbien, so die Feministin Bonnie Mass. Und das sind nur zwei Beispiele von vielen.


Die selbstgerechten Behauptungen der gegenwärtigen Rockefeller Generation müssen in diesem Kontext betrachtet werden. Sie haben sich nicht zu Wort gemeldet seit dem Ölteppich in Alaska der Exxon-Valdez 1989, selbst als Exxon-Mobil es ablehnte die gerichtlich auferlegten Kompensationen an fast 33,000 Einwohner von Alaska zu zahlen, die 1994 ein Gerichtsverfahren gegen Exxon gewannen, die Firma mit dem „rücksichtslosen“ Verhalten.


Sie äußerten auch in keiner Weise Protest darüber, dass in den Nachrichten eine wachsende Zahl von angestellten Arbeitern überall in den USA, die sich wegen der für Lebensmittel und Benzin in die Höhe schießenden Preise bei Lebensmittelausgaben anstellen. Wie Bill Bolling, der Gründer der städtischen Essensausgabe von Atlanta, CNN mitteilte „geben die Menschen es auf Lebensmittel zu kaufen, damit sie die Miete bezahlen und ihr Auto auftanken können“.


Heute loben die Rockefeller Exxon-Mobil für seinen gegenwärtigen Status als profitabelstes Unternehmen der Geschichte der USA mit allein in 2007 eingeheimsten Rekordgewinnen von 40,6 Billionen USD. Sie halten lediglich Ausschau nach ihrer eigenen parasitären Zukunft.


Sharon Smith ist Autorin von Women and Socialism und Subterranean Fire: a History of Working-Class Radicalism in the United States. Sie kann erreicht werden unter: sharon@internationalsocialist.org

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